Tango durch die Herbstnacht

I know they'll never fade, these memories we made …

Der Oktober ist ja so ein ganz besonderer Monat.

Der kühle Wind, das Wetter, der Regen. Güldene, rauschende Blätter auf den Bäumen, den Wegen und Wiesen. Laternenschein, der uns in den dunklen Altstadtstraßen den Weg weißt. Das dumpfe Gemurmel und gedämpfte Licht, welches aus den Kneipen dringt - stumme Boten für das, was im Laufe der Nacht noch kommen mag.

Herbstbeginn, Semesterbeginn. Eine Stadt voller Studenten. Die einen machen sich auf, neue Gefilde zu entdecken, die anderen kehren routiniert in ihre Lieblingslocations zurück. Für beide gilt: kurze Tage, lange Nächte. Heisse Nächte.

Leere Gardarobenbügel

Auch wir eröffnen die Herbst/Winter-Saison und bevor wir im Dezember mit einem richtigen Knaller aufwarten (DJ Rahaan läßt grüßen), machen wir uns zuerst daran, das entsprechende Fundament zu legen. Den sicheren Hafen quasi, den man stets anlaufen kann, wenn man sich mal wieder zu sehr über denn Alltag ärgert, vom Unitrubel genervt ist, feiern will, Abwechslung braucht. Kurz: wenn man genug hat von den kalten und grauen Tage und das aus den Kneipen und Clubs dringende Gemurmel die Sehnsucht nach Leben weckt.

Sad times slip away
And I hold on to the best part of you …

Wir mögen in Zeiten der „Instant Culture“ leben, in der nur das Neue, nur das sofort abrufbare, das hier und jetzt zählt. Doch gerade wir Ausgeh- und Tanzwütigen profitieren davon, wenn sich an einem Ort etwas entwickeln kann. Wenn Dinge zusammenfinden, die einen guten Abend eben ausmachen. Eine inspirierenden Atmosphäre, seelenverwandtes Publikum und einen DJ, der Meister seines Faches ist. Aber auch wir Tänzer tragen natürlich unseren Teil zum Gesamtkonstrukt bei. Das schöne daran ist, dass wir nicht nur den einfachsten Part übernehmen, sondern auch noch den schönsten und zugleich diejenigen sind, die am Ende am meisten belohnt werden. Wir tanzen. Wir feiern. Gelassen, offen, mit exzessiver Hingabe. Frenetisch, losgelöst, völlig in die Musik eingetaucht. So erleben wir die Nacht als eine Kollage unterschiedlichster Sinneseindrücke und Gefühle.

I know they'll never fade,
These memories we made
Sad times slip away
And I hold on to the best part of you

Karla Bonoff

Am darauffolgenden Nachmittag, immer noch leicht benommen, blicken wir auf das Erlebte wie durch einen Filter zurück. Das meiste flattert nur verschwommen ins Gedächtnis, lediglich einzelne Details treten scharf aus dem wohligen rosa Rauschen hervor. Das Herz aber sagt es laut und deutlich: wir haben gelebt und das ist gut so.