03. Mai 2004
18:38 » Tübinger Kulturpolitik und das Depot
Unser Gemeinderat hat in seiner heutigen Sitzung wieder einiges zu besprechen und entscheiden. Unter anderem auch die Zukunft des Depot-Geländes zwischen Reutlinger- und Eisenbahnstraße. Das mittlerweile nachgebesserte und letzten Freitag im Tagblatt
erwähnte, städtebauliche Konzept der Stuttgarter Projektentwickler Lutz Finanz und Braschel AG steht zur Debatte. Unserer Meinung nach, wirkt daß Konzept immer noch träumerisch und ob einer der zuständigen Architekten sich die Speichergebäude inzwischen mal von innen angeschaut hat, wissen wir auch nicht. Man darf also gespannt sein, wie sich unsere Stadräte entscheiden.
Werden sie dem Konzept und dem damit verbundenen Verkauf des Geländes zustimmen und sich über die angepeilten Einnahmen in Höhe von 1,5 Millionen Euro freuen? Oder geben sie dem Druck des Handel- und Gewerbevereins nach, der keine weiteren Verkaufs- und Handelsflächen außerhalb der Altstadt will, weil sich ja ansonsten die müßig gewordenen Ladenbesitzer der Innenstadt neuer Konkurrenz gegenüber sehen würden – und diese belebt ja bekanntlich nicht nur das Geschäft, sondern auch die Mühe, die man sich mit seinem Laden geben muß.
Werden unsere gewählten Vertreter das vorliegende Konzept durchschauen können und feststellen, daß es, so wie es geschrieben steht, gar nicht so einfach umzusetzen ist? Gescheige denn, daß auch noch ein Investor dafür gefunden werden muß. Oder wird sich Oberbürgermeisterin Russ-Scherer wieder geschickt über die Köpfe der Stadträte hinwegsetzen bzw. diese mit wohlklingenden, tatsächlich aber eher flunkerhaften Worten betören?
Morgen wissen wir mehr darüber, wie es um die Zukunft des
Depots bestellt ist. Unserer Meinung nach, sollte das Gelände gar nicht erst verkauft werden, sondern im Besitz der Stadt und somit der Allgemeinheit bleiben und an eine noch zu gründende Handwerker- und Künstler-Genossenschaft vermietet werden. Diese könnte dann mit viel Eigenarbeit (aber dafür eben zu günstiger Miete) das Gelände und die Gebäude renovieren und umbauen. Ein lebhafter und nützlicher Werkstätten-, Künstler- und Unternehmerpark wäre geboren. Das Konstanzer Neuwerk, eine vor Jahrzehnten stillgelegte Fabrikhalle einer Textilfirma, steht Pate. Für unsere sesshaften Stadträte allerdings ist dies die unangenehmste Lösung, müßte sich dann doch der ein und die andere fragen lassen, warum sie nicht schon vor acht Jahren auf diese Idee gekommen sind.
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